Jeden Tag sind wir in unserem Alltag lauten Geräuschen ausgesetzt. TV-Geräte dröhnen in Bars, Autos hupen im Straßenverkehr, wir besuchen Rockkonzerte und wir mähen unseren Rasen. Die meisten von uns denken nicht über die möglichen Schäden nach, die diese Geräusche verursachen können, denn in den meisten Fällen wirkt sich eine einmalige oder gelegentliche Belastung durch laute Geräusche nicht nachteilig auf unser Hörvermögen aus.
Aber wenn laute Geräusche häufig in unserer Umgebung auftreten, können sie Gesundheitsschäden mit dauerhaften und irreversiblen Folgen hervorrufen. Sie können zu lärmbedingtem Hörverlust (noise-induced hearing loss, NIHL) führen.
Übermäßige Lärmbelastung ist eine der häufigsten Ursachen für lärmbedingten Hörverlust.1 Eine längere Belastung durch laute Geräusche kann die Zellen Ihres Innenohrs schädigen und irreparable Schäden verursachen.
Die Lautstärke wird in Dezibel gemessen. Wir sprechen in der Regel mit einer Lautstärke von etwa 60 dB8 und ein Motorrad erzeugt beim Fahren ca. 95 dB1. Der Geräuschpegel einer Motorsäge liegt bei etwa 110 dB. Die Sirene eines Krankenwagens hat eine Lautstärke von 120 dB1. Der Lärm eines Triebwerks beträgt 140 dB. Ein Feuerwerk kann Lärm von bis zu 160 dB erzeugen.
Die Environmental Protection Agency (EPA) hat den Grenzwert für einen unbedenklichen Geräuschpegel auf 70 Dezibel festgelegt; je höher der Dezibelwert, desto schneller kommt es zu Hörschädigungen. Eine Geräuschbelastung von über 85 dB über einen längeren Zeitraum hinweg ist mit Hörschädigungen assoziiert.2
Zu den Berufen, die wir häufig mit einem Risiko von Hörschädigungen in Verbindung bringen, zählen Arbeitsplätze in der Luftfahrt, im Baugewerbe, im Landschaftsbau oder in der Musikbranche. Aber die Ergebnisse einer zunehmenden Zahl an Studien zeigen, dass es auch in Operationssälen übermäßig laut sein kann. Eine im Journal of the Acoustical Society of America veröffentlichte Studie ergab, dass die Operationssäle des Fachgebiets orthopädische Chirurgie den höchsten Geräuschpegel im Krankenhaus aufwiesen.3
Unser Innenohr hat empfindliche Strukturen. In der Hörschnecke unseres Innenohrs befinden sich Nervenzellen, die Vibrationen übertragen und in Töne umwandeln. Aber Vibrationen können so stark sein, dass sie diese Zellen und Tausende von winzigen Haaren, die an ihnen hängen, schädigen. Dies verringert unsere Fähigkeit, Geräusche zu hören.4
Hörverluste aufgrund einer dauerhaften Lärmbelastung verlaufen in der Regel schleichend, sodass sie möglicherweise zunächst nicht bemerkt werden. Am Anfang stellen Sie gegebenenfalls fest, dass Geräusche gedämpfter klingen oder dass Sie in Gesprächen Probleme haben, Ihr Gegenüber zu verstehen. Möglicherweise müssen Sie auch beim Fernsehen oder Radiohören die Lautstärke erhöhen.5
Lärmbelastungen über einen längeren Zeitraum hinweg können außerdem ein Klingeln in den Ohren verursachen, das als Tinnitus bezeichnet wird und je nach Schädigung vorübergehend oder lebenslang anhalten kann.
Die gute Nachricht ist: Wenn Sie die Umweltfaktoren kennen, die das Risiko von Hörschädigungen bergen, können Sie diesen entgegenwirken.6
Dass orthopädische Chirurgen Hörschädigungen erleiden können, ist bereits bekannt. Im Rahmen einer im Jahr 1991 durchgeführten Studie wurden 27 leitende Mitarbeiter in der Orthopädie untersucht. Bei der Hälfte der Probanden fanden sich Belege für einen lärmbedingten Hörverlust.7 Diese Ergebnisse veranlasste die Hersteller dazu, „geräuschärmere Instrumente zu entwickeln“.
Das Problem besteht jedoch weiterhin.
Eine Studie aus dem Jahr 2009 ergab, dass 50 % der untersuchten orthopädischen Chirurgen an einem lärmbedingten Hörverlust litten, „wobei die Inzidenz mit steigender Anzahl an Berufsjahren zunahm.“8 Die Studienergebnisse zeigten, dass in Operationssälen des Fachgebiets Orthopädie ein Lärmpegel von über 100 dB erreicht werden kann.
Gehörschutz kann Ohrenschützer, Kapselgehörschützer und Ohrstöpsel umfassen. Da das Tragen von Gehörschutz jedoch die verbale Kommunikation im Operationssaal beeinträchtigen kann, entscheiden sich viele Chirurgen dagegen. Auf der Website der University of Michigan Medicine ist jedoch nachzulesen, dass Geräusche über 85 dB gesundheitsschädlich sind, je nach Dauer und Häufigkeit der Lärmbelastung.9 Die Leitlinien10 der niederländischen Organisation für Arbeitsschutz (ARBO), die als Instrument zur Ermittlung der Sicherheit im OP verwendet werden können, geben an, dass während eines Arbeitstages von 8 Stunden der durchschnittliche Lärmpegel unter 85 dB liegen sollte, wobei ein Lärmpegel von unter 80 dB empfohlen wird.
Die Verringerung des im Operationssaal erzeugten Lärms kann erheblich dazu beitragen, dass das Hörvermögen des Krankenhauspersonals erhalten bleibt.
Stryker hat vor kurzem die als „Precision-Kartusche“ bezeichnete Schneidetechnologie entwickelt, die eine geringere Geräuschentwicklung im Operationssaal ermöglicht.11 Nur die Spitze der Precision-Kartusche oszilliert hin und her, wodurch weniger Vibrationen entstehen, präzisere Schnitte möglich sind und weniger Lärm erzeugt wird.
Die Precision-Kartusche von Stryker – ein Ergebnis von 75 Jahren und 15 Generationen innovativer medizinischer Motorensysteme – bietet dem Anwender zwei verschiedene Ausführungen von Schneidezähnen.
Die geeignete Kartusche hängt von der Härte (Knochendichte) des zu schneidenden Materials ab. Jüngere Patienten weisen z. B. tendenziell eine höhere Knochendichte auf als ältere Patienten.
Die Standardausführung der Precision-Kartusche mit nach außen gerichteten Zähnen verfügt über zwei Sets von insgesamt 14 Schneidezähnen. Der Vorteil von nach außen gerichteten Zähnen ist, dass die abgefrästen Knochenpartikel auf die Außenseite des Sägeblatts befördert werden. Dies ermöglicht der Kartusche ein gleichmäßiges Schneiden bei kontrollierter Geschwindigkeit.
Die Precision Falcon-Kartusche hingegen hat nach innen zeigende Zähne – zwei Sets von fünf Schneidezähnen und zwei Außenzähnen auf jeder Seite des Sägeblatts. Die optimierte Zahngeometrie drängt Knochenspäne effizient ab, um ein Festfahren zu verhindern und die Schnitttemperatur zu reduzieren. Die Falcon-Zahngeometrie wies in Labortests beim Schneiden von synthetischem Material eine höhere Schnittgeschwindigkeit und eine niedrigere Schnitttemperatur auf.
Die Precision-Kartusche besticht durch eine Reihe von Vorteilen:
Lärmbedingter Hörverlust stellt ein echtes Problem für orthopädische Chirurgen dar. In der orthopädischen Chirurgie besteht seit langem der Bedarf an Lösungen zur Verringerung des Hörverlustrisikos. Chirurgen sollten sich darüber im Klaren sein, dass ein erhebliches Problem in den OP-Sälen der orthopädischen Chirurgie die wiederholte Lärmbelastung ist.
Der Einsatz dieser neuen Sägesysteme ist ein wichtiger erster Schritt zur Verringerung von Hörschädigungen bei Mitarbeitern der orthopädischen Chirurgie.
[1] Mayo Clinic staff, Hearing Loss, updated December 13, 2019, https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/hearing-loss/symptoms-causes/syc20373072
[2] Centers for Disease Control and Prevention, Preventing Noise-Induced Hearing Loss, March 21, 2019, https://www.cdc.gov/ncbddd/hearingloss/noise.html/.
[3] Busch-Vishniac, Ilene J., JE West, C. Barnhill, T. Hunter, D. Orellana, R. Chivukula. Noise Levels in Johns Hopkins Hospital, Journal Acoustical Society of America 118, 3629 (2005), https://doi.org/10.1121/1.2118327/.
[4] Willet, KM. Noise-induced hearing loss in orthopedic staff, J Bone Joint Surg Br. 1991 Jan;73(1):113-5, https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1991742/.
[4] Willet, KM. Noise-induced hearing loss in orthopedic staff, J Bone Joint Surg Br. 1991 Jan;73(1):113-
[5] Pearlman RT, O Sandige. Noise characteristics of surgical space suits, Orthopedics. 2009 Nov;32(11):825.doi: 10.3928/01477447-20090922-09 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19902889/.
[6] Healthwise staff. Harmful noise levels, University of Michigan Medicine, October 21, 2018, https://www.uofmhealth.org/health-library/tf4173/.
[7] Peters, Michiel & Feczko, Peter & Tsang, K. & Rietbergen, B. & Arts, Jacobus & Emans, P.J.. (2015). Noise Exposure in TKA Surgery; Oscillating Tip Saw Systems vs Oscillating Blade Saw Systems. 10.1016/j.arth.2016.05.030.
[8] Sydney SE, AJ Lepp, SL Whitehouse, RW Crawford. Noise exposure due to orthopedic saws in simulated total knee arthroplasty surgery, J Arthroplasty 22, no. 8 (December 2007):1193-1197, https://www.arthroplastyjournal.org/article/S0883-5403(07)003282/fulltext.
D0000022164 Rev AB / smacc 2020-28304 / smacc 2020-28337